Kaffeereisen
Kaffeereise Panama / Costa Rica
Kaffee aus Panama hat einen ganz besonderen Ruf in der Kaffeewelt. Bis Mitte der 1990er Jahre kaum wahrgenommen, erzielen heute die aus Panama stammenden Geisha-Varietäten immer wieder neue Preis-Weltrekorde durch zahlungskräftige Käufer aus China. Wir haben bei 24grad seit 2013 regelmäßig feine Panama Naturals im Sortiment und möchten auf dieser Reise den Produzent:innen der feinen Bohnen etwas näher kommen.
Das Herz der Kaffeeproduktion Panamas liegt in der Provinz Chiriquí, in der einige der bekanntesten Kaffeeplantagen liegen. Bezirke wie Boquete, Volcán und Renacimiento sind in dieser Provinz eingebettet und vom majestätischen Vulkan Volcán Baru umgeben. Die landwirtschaftlich günstige Lage bietet viele unterschiedliche Mikroklimas, angereicherte vulkanische Böden und den mäßigenden Einfluss der sanften Brisen des Pazifiks und des Atlantischen Ozeans. Das Zusammentreffen dieser Faktoren und das als Bajareque bekannte Phänomen – ein feiner Nebel, der entsteht, wenn Nordwinde auf die Berge treffen – sorgen für eine einzigartige Umgebung. Dieser Nebel senkt die Temperaturen in der Umgebung der Kaffeefarmen und verlangsamt die Reifung der Kirschen. Der langsamere Reifungsprozess führt zu einer höheren Zuckerkonzentration und mehr flüchtigen Ölen, die dem Kaffee letztlich eine angenehme Süße, Komplexität und Reichhaltigkeit verleihen.
Zum Zeitpunkt unserer Reise (Ende Februar/ Anfang März 2025) ist in den meisten Anbaugebieten die Ernte bereits beendet. Es werden noch verbliebene un- oder überreife Kirschen von den Bäumen geholt, damit darin eventuell enthaltene Schädlinge wie z.B. der Coffee Borer nicht im Feld verbleiben. Diese Kirschen werden als minderwertige Qualität verarbeitet und finden ihre Abnehmer u.a. in löslichen Cappuccino Päckchen.
In höher gelegenen Regionen reifen die Kaffeekirschen langsamer, dort hängen die Bäume immer noch voll. Da nicht alle Kirschen auf einmal reifen, muss in ca 10 Anläufen geerntet werden. Diese Höhenlage, in der ein eher kaltes und feuchtes Klima vorherrscht, vetragen nicht alle Varietäten gleich gut, aber dem berühmten Panama Geisha geben genau diese Bedingungen das hoch gehandelte Geschmacksprofil.
Die Produzenten befürchten geringere Erträge durch den Klimawandel; aktuell dadurch bedingt, dass es überraschend viel regen in Januar und Februar gab und die Pflanzen entsprechend darauf reagiert haben.
Die Qualität des panamaischen Kaffees ist vor allem dem idealen Klima und Terroir zu verdanken. Der überwiegende Teil der Spezialitätenkaffees wird in der Provinz Chiriquí in den Regionen Boquete und Volcán-Candela angebaut. Die Regionen werden geprägt von dem knapp 3.500 m hohen Vulkan Barú, der die Böden der Umgebung sehr fruchtbar gemacht hat. An den umliegenden Hängen bauen viele Bauern ihre Kaffeepflanzen inmitten des Waldes auf einer Höhe bis zu 2.100 m an.
Cupping in the clouds – Mill Cumbre mit Mario Fonseca
Nach der Ankunft in Panama City gestern hat sich unsere Kaffee-Reisegruppe im Hotel zusammen gefunden. Uschi von Goldkind in Linz hat die Reise organisiert, die uns durch die Anbauregion Boquete führen wird. Mit dabei sind Lukas von Watchhouse Coffee in London, Siebe von Friedhats in Amsterdam und Lisa und Ivan von der Kaffeeothek in Wells.
Nach dem Kennenlernen mit panamaischem Bier und sehr leckerem regionalen Essen ging’s nach kurzer Nacht um 5.30 Uhr Richtung Boquete. Der Weg dorthin von Panama City ist lang; zuerst mit dem Flugzeug nach David, wo uns Roy mit einem kleinen Bus abgeholt hat. Ab jetzt geht’s steil bergauf, wie bei Kaffeefarm-Besuchen so üblich. Weit oben in den Wolken erreichten wir das Estate Mill Cumbres von Mario Fonseca. Die Farm liegt in Cordillera, einem Gebiet in der Nähe der Stadt Volcan, in der Provinz Chiriqui, an den Hängen des Vulkans Baru, zwischen 1.600 und 2.000 m. Bei klarer Sicht kann man bis zum Pazifischen Ozean sehen. Von der Gesamtfläche von 60 Hektar werden 25 Hektar für den Kaffeeanbau genutzt. Der Rest ist ursprünglicher Dschungel mit seiner reichen Artenvielfalt, der Teil des Baru Volcano National Park ist.
Die Atmosphäre beim Cupping im „Labor“ auf einem der Hügel war gigantisch: immer wieder schauten Wolkenteile neugierig durch die Fenster. Anschließend zeigte uns Mario seine Farm. Er widmet sich seit einigen Jahren mit Leidenschaft dem Ausbau und Segmentierung seiner Plantage. Um in den vielen verschiedenen Mikroklimas, die auf dem weitläufigen Areal vorherrschen, die bestmögliche Kaffeequalität zu erzeugen, hat sich Mario vorgenommen neben dem berühmten Panama Geisha auch viele andere Varietäten anzubauen, mittlerweile sind es ca 16 verschiedene.
Abends ging es zur Finca Hartmann wo wir als erstes freudig von den Hunden der Farm begrüßt wurden. Die Familie Hartmann hat uns mindestens ebenso herzlich aufgenommen und wir durften in einem abseits der Farm gelegenen Gästehaus, wo wir mit dem Konzert der Waldbewohner schnell einschlafen durften.
Finca Hartmann – Kaffeeanbau im Einklang mit der Umwelt
Die Familie Hartmann hat uns zum Cupping ihrer Kaffes auf die Hauptfinca eingeladen. Es waren ausgezeichnete Kaffees auf dem tisch und es sieht so aus, als ob wir Euch zwei davon in den nächsten monaten präsentieren dürfen. Die Hartmanns sind Pioniere des Spezialitätenkaffees in Panama. Die Geschichte beginnt vor zwei Generationen mit Alois Hartmann, der 1912 aus der historischen Region Mähren, die heute zur Tschechischen Republik gehört, nach Panama auswanderte. Für die Kaffeefarm kaufte er 500 Hektar von der panamaischen Regierung und gab 100 Hektar dieses Landes mit Urwald an seinen Sohn Ratibor, der bei der US-Armee in Panama-Stadt arbeitete. Dieser sah das Potential für Kaffee und machte aus diesem Land die Kaffeefarm Finca Hartmann. Im Jahr 1966 heiratete Ratibor Dinorah Sandí aus Costa Rica. Gemeinsam zogen sie 5 Kinder auf: Ratibor Jr., Allan, Alexander, Aliss und Kelly. Heute ist die Finca Hartmann ein Familienbetrieb – jedes Familienmitglied ist mit Leidenschaft in die Leitung eingebunden und übernimmt eine andere Funktion im Wachstum, in der Produktion und im Tourismus der Farm.
Die Familie pflanzt weiterhin einheimische Bäume, um die Gesundheit des Ökosystems zu gewährleisten. Das Land ist berühmt für die Beobachtung von Vögeln, von denen rund 300 verschiedene Arten gezählt werden, und ihr Kaffee ist als vogelfreundlich zertifiziert.
Die Finca Hartmann ist sehr groß und in verschiedene Bereiche aufgeteilt und umfasst auch fast 100 Hektar Waldreserven, die an den Parque Nacional de La Amistad grenzen. Vom Familienanwesen mit Wohnhäusern, Büros, einer Verarbeitungsmühle und einigen Gästehäusern geht es weiter den Berg hinauf:
Santa Cara, Finca Momoto (die Farm von Aliss Hartmann), Campamento, Chicho Gallo (benannt nach Ratibor Senior – sein Spitzname war ‘Chicho’), Ojo da Aqua, Enders, Rocky Mountain (die Farm von Allan Hartmann), Manantial und Finca Guarumo (die Farm von Allan und Ratibor Jr.). Die Farm Mi Finquita von Tessie und Ratibor Hartmann liegt in einem etwas anderen Teil der Region. Die Familie Hartmann ist seit jeher experimentierfreudig und waren so die ersten Produzenten in Panama, die die Varietät Maragogipe anbauten. Generell versuchen die Hartmanns keine Bäume zu fällen, sondern pflanzen einheimische Bäume und Kochbananen wieder an, um den natürlichen Kreislauf und eine gesunde Boden- und Tierwelt zu erhalten.
Finca Auromar – Nachhaltiger Kaffeeanbau auf dem Weg zum Himmel
Roberto Brenes hat uns auf seine Finca Auromar eingeladen. Sie gehört zu seiner Finca La Aurora und liegt in der nordwestlichen Ecke der Provinz Chiriquí in der Region Piedra La Candela, nur zwei Kilometer von der Grenze zu Costa Rica entfernt. Auf der Finca Auromar (benannt nach Robertos Tochter Aurora und seiner Enkelin Mar) werden hochwertige Geishas und auf der Finca Alma andere SHB-Kaffees produziert. Die Finca liegt zwischen 1.579 und 1.770 m und umfasst 30 Hektar, von denen 14,5 bewirtschaftet werden, der Rest ist unberührter tropischer Hochlandwald.
Roberto hat die Fincas 2006 übernommen und erstmal Wiederaufforstung betrieben: zum einen mit ausgewählten Kaffeepflanzen und zum anderen mit einheimischen Bäumen. Als Vorbild hatte er Äthiopien im Sinn, wo Kaffeepflanzen wild zwischen anderen Waldpflanzen wachsen und so spezielle Geschmacksprofile entstehen lassen. Die Kaffees gedeihen in einer Umgebung, in der sie sich sehr wohl fühlen – mitten im Dschungel, mit Schatten durch einheimische Bäume, einem stabilen Mikroklima mit geringen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht, an steilen Hängen. Roberto Brenes ist eine wirklich interessante Persönlichkeit. Als Direktor der panamaischen Börse und ehemaliger Direktor der Zentralbank Panamas ist er eine herausragende Autorität auf dem lokalen Finanzsektor. Er verbrachte mehrere Jahre im Exil, weil er das Noriega-Regime offen kritisierte, und einige Jahre in New York, wo er einen MBA-Abschluss erwarb. Er ist ein leidenschaftlicher Ironman-Teilnehmer und ein passionierter Kaffeeanbauer. Den Eifer, den er für alles in seinem Leben aufbringt, wendet er nun auf den Kaffeeanbau an, und die Ergebnisse sind offensichtlich.
Nachdem uns Roberto quer durch seine Farm auf die höchstgelegene Ebene (genannt „Straße zum Himmel“) geführt hat, bot sich uns ein spektakulärer Ausblick inmitten noch blühender Kaffeebäume. Auf dem Weg dorthin hatten uns Vögel, Schmetterlinge und sicher noch ganz viele andere, unentdeckte Tiere begleitet. Anschließend durften wir an einem richtig schön hohen Cupping Tisch einige seiner Kaffee cuppen und bestaunen. Vor allem die zwei Pacamaras mit spezieller Aufbereitung („frio“ und „agua“) konnten uns begeistern.
Totumas Cloud Forest Coffee – Schöner geht’s kaum
Eingebettet in das 140 Hektar große Schutzgebiet des Nebelwaldes von Mount Totumas wächst Kaffee auf 1.900 m über dem Meeresspiegel. 2008 haben die Jeffrey und Michael Dietrich 80 ha Land gekauft, um ein Naturparadies für Ökotourismus fernab der Straßen zu schaffen. 2013 wurden die ersten Kaffeebäume angepflanzt, mittlerweile wachsen 25.000 Bäume versteckt zwischen der ursprünglichen Vegetation auf ca 15 ha. Die anderen 65 ha werden im ursprünglichen Zustand verbleiben um die Natur in ihrer schönsten Form beobachten zu können. Und so wird es auch bleiben; trotz der jüngsten Erfolge beim best of Panama Wettbewerb (2023 erster Platz in der Kategorie Geisha Natural) wird die Kaffeeanbaufläche nicht erweitert werden. Nach einem fantastischen Frühstück in unberschreibbar malerischer Kulisse, umgeben von Kolibris und anderen Vögeln, die sich eifrig auf die angebotenen Futterstellen stürzten, gab uns Jeffrey eine Führung über die wichtigsten Punkte von Mount Totumas.
Das Resort versorgt sich komplett selbst mit Strom mit Hilfe eines kleinen, selbst restaurierten Wasserkraftwerks und für die Kaffees stehen besondere Trocknungsmethoden zur Verfügung: bis zu einem Feuchtigkeitsgehalt von 17-18% wird im Gewächshaus getrocknet, dann kommen die ganz besonderen Bohnen 2-3 Tage in gekühlte Trocknungshäuser bis ca 11% erreicht sind. Für ganz spezielle Lots werden die Kirschen nach der Ernte in Säcke gepackt, die 10-15 Tage im kühlen Bergwasser gelagert werden und dann 4-5 Wochen trocknen.
Mount Totumas wird von einer Gemeinschaft betrieben, in der jedes Mitglied seine einzigartigen Fähigkeiten und Leidenschaften einbringt. Von Alma, der Köchin, die lokale Produkte in kulinarische Meisterwerke verwandelt, über das Allround-Talent Jeffrey bis hin zu Karin, die sich um die Kaffeespezialitäten kümmert, ist jede/r Einzelne hier ein wichtiger Teil des Gesamtkonzepts. Dieser ökologisch orientierte Ansatz ist die Philosophie, die jedem Aspekt unseres Betriebs zugrunde liegt – vom Samen bis zum blühenden Baum und von jeder Bohne bis zu Ihrer köstlichen Tasse.
Finca Janson – Familientradition mit Nachhaltigkeit
Jeanette Janson von Janson Coffee Farms hatte uns zu einem Cupping ihrer feinen Kaffees eingeladen. Die Finca Janson befindet sich im Hochland von Chiriqui, an den Hängen der Vulkane Tisingal und Baru, in Höhenlagen zwischen 1.350 – 1.700 m. Sie wurde von dem schwedischen Auswanderer Carl Axel Janson 1941 gegründet. Ursprünglich wurde auf der Finca Janson ausschließlich Viehzucht betrieben, in den 1980er Jahren wurde das große Potential für den Anbau von Kaffee und anderen Pflanzen entdeckt, 1993 ein großes Beneficio gebaut, um bessere Kontrolle über den verarbetungsprozess zu bekommen Heute werden auf dem weitläufigen Areal in großen Hydroponic-Anlagen Gemüse angebaut. Jeanette Janson gehört zur dritten Generation, die die Finca bewirtschaftet ihr Sohn hilft bereits eifrig mit. Mit 400 auf der Farm verteilten Solar Panelen versorgt sich die Finca Janson komplett selbst mit Energie.
Finca Kotowa – ganz feine Aromen im Einklang mit Natur und Mensch
Die Kotowa Farmen werden von Ricardo Koyner und seiner Tochter Victoria geleitet. Auch hier ist eine Migrationsgeschichte im Spiel: Ricardos Großvater Alexander Duncan MacIntyre kam aus Kanada für den Bau des Kanals nach Panama und traf dort seine zukünftige Frau. Aus der gegenseitigen Liebe entstand mit viel Zeit und Arbeit die Kaffeefarm, von der die wunderbaren Aromen stammen, die wir heute in unseren Kaffeetassen finden können. Da schon Ricardos Großvater im Einklang mit Natur und Umgebung arbeiten wollte, gab er der Farm einen Namen aus der indigenen Sprache: „Kotowa“ stammt von einem indigenen Wort, das „Berge“ bedeutet.
Kotowa besteht aus mehreren kleinen Fincas: Las Brujas, Don K, Duncan, Rio Cristal und Carolina. Auf letzterer befindet sich auch das Beneficio und dort hatte uns Ricardo zum Cupping eingeladen. Auf den Fincas werden bei der Ernte viele einzelne, zum Teil sehr kleine Lots aussortiert und speziell aufbereitet, je nach Varietät, Höhenlage und Reifezeitpunkt. das Qualitätssystem gewährleistet eine Rückverfolgbarkeit jeder Charge. Jeder Sack Kaffee ist mit einem Identifizierungscode versehen, der es ermöglicht, detaillierte Informationen über alle landwirtschaftlichen und verfahrenstechnischen Aktivitäten zu dokumentieren.
Auf der Finca Kotowa wird viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Im Laufe der Jahre wurde Kotowa Farms mehrfach mit dem Best of Panama Preis in verschiedenen Kategorien ausgezeichnet, wurde zweimal als Produzent des Jahres geehrt und erhielt außerdem vom Arbeitsministerium die Goldene Plakette für soziale Praktiken und Sozialprogramme. Außerdem wurde Kotowa Farms zweimal vom Umweltministerium mit dem Nationalen Preis für eine saubere und nachhaltige Industrie ausgezeichnet, und zwar mit dem ersten Preis für alle Erhaltungs- und Regenerationspraktiken sowohl in der Mill als auch auf der Finca selbst. Darüber hinaus gibt es auf dem Beneficio eine Art Museum, in dem historische Maschinen der Kaffeeverarbeitung aufbewahrt werden.
Wenn man durch Panama reist, trifft man hier und da auf kleine Caféläden mit dem Namen Kotowa. Diese gehören zur Finca und werden von Ricardos beiden Schwestern geleitet. Ricardos Tochter Victoria ist stark in die Fincas eingebunden und hat das Cupping vorbereitet, bei dem wir unglaubliche Aromenvielfalt verkosten durften. Wenn alles klappt, werden wir einen davon in den nächsten Monaten in Hannover präsentieren dürfen.