Kaffeereisen
Kaffeereise Kenia
Jambo! Willkommen zur Kolumne “Der Junge muss mal an die frische Luft” beziehungsweise “Der Röster muss mal in den Ursprung” – Kaffeereise Kenia Edition.
7. Januar 2019 – Ihr erinnert Euch bestimmt an den kenianischen Kaffee namens “Ndurutu” (so ca. anderthalb Jahre wird das her sein, dass er Kaffee des Monats war). Den haben wir von Kedovo e.V. bezogen. Die sitzen in Kaltenkirchen und Kenia und machen insbesondere dort viele Projekte, die das Leben der Kaffeebauern verbessern. Und: die haben mich mitgenommen (Kaffeereise Kenia nämlich), damit ich mir das mal angucken kann aber auch, um zu lernen, wie Kaffee aussieht, bevor ich einen Jutesack aufschneide.
Ich würde Euch jetzt gerne schöne Fotos vom Vorgebirge des Mount Kenia zeigen, die müssen aber warten; am Äquator wird’s ungefähr so schnell dunkel wie im Winter und aus dem Auto rausknipsen ist sehr unbefriedigend.
Abgesehen davon haben wir das Pferd von hinten aufgesattelt, und waren heute (da wir grad schon in Nairobi waren – Stichwort Flughafen) bei Kenya Co-Operative Coffee Exporters, die für Kedovo den Kaffee in alle Welt verschiffen. Dort haben wir uns leere Lagerhallen angeguckt – Kenia steht grade mitten in der Erntesaison und der Kaffee ist, wenn überhaupt schon gepflückt, grade bei den Drymills zum Trocknen. Außerdem haben wir wahnsinnige Mengen feinen Kaffee verköstigt…
Inzwischen sind wir in Nyeri angekommen, einer kleinen Stadt im Vorgebirge des Mount Kenya, wo Kedovo seine hiesige Dependence hat. Aber dazu Morgen mehr!
Kwaheri und liebe Grüße an die Leine,
Felix
Jambo! Willkommen (zurück?) zu meiner kleinen Reiseberichtsserie aus Kenia.
8. Januar 2019 – Massivsten Dank zunächst mal an den lieben an Darek, der mir verzweifeltem Sozialmedienverweigerer mitten in der Nacht zur Hilfe geht und fleißig meine Ergüsse postet!
Thema Heute: Kraftausdrücke
Von denen schwirren mir seit unserer Fahrt nach Nyeri gestern einige im Kopf rum. Weil’s hier nämlich so @#$%& schön ist, ich halt es kaum aus. Ich dachte ja immer, ich muss mal nach Äthiopien um das Paradies zu sehen aber @#$% – wenn es da dann noch schöner ist als hier, keine Ahnung wie mein kleine Rösterbirne darauf reagieren würde.
Spass beiseite:
Heute hab ich ein paar Fotos mitgebracht um grobe Eindrücke zu vermitteln aber ich bin leider nur ein schlaffer Knipser und vergeude viel zu viel Zeit damit, meine eigenen Augen die volle Schönheit aufsaugen zu lassen.
Der Tag begann im kenianischen Hauptquartier von Kedovo e.V.
Dave, der Leiter hier vor Ort, hat uns in das gewaltige Schaffen der Non-Profit-Organisation eingeführt und uns jede Menge Dokumentationen von abgeschlossenen, laufenden und zukünftigen Projekten gezeigt, mit denen die Lebensqualität der hiesigen Kaffeebäuerinnen und -bauern und deren Familien nachhaltig verbessert werden soll. Und Nachhaltigkeit ist hier keine Leere Floskel. Von Schulprojekten für die kleinsten, die jetzt endlich die Bildung bekommen, die Generationen vor ihnen verwehrt blieb über Regenkollektoren die die Wege zum lebenswichtigen Wasser ENORM verkürzen (und ganz nebenbei die Wasserqualität gegenüber den schon recht giftigen Flüssen steigern) bis hin zu – ganz aktuell – einer Behindertenwerkstatt, die hunderten aus Aberglaube und Scham vor der Welt versteckten Menschen einen Platz im Leben geben wird; es sind zu viele, sie alle auf zu zählen. Es ist &%$#@e noch mal beeindruckend was Kedovo hier in den letzten sechs Jahren auf die Beine gestellt hat.
Und dann, meine lieben Leser:Innen, die Ihr Euch durch diesen vorletzten Monstersatz gequält haben und noch bei mir sind, dann durfte der kleine dicke Röster so tun, als würde er Kaffee pflücken.
Disclaimer nämlich: ich hatte das gestern völlig falsch. Die Erntesaison ist hier nicht in vollem Gange sondern sozusagen fast zu Ende – ganz zu Ende hier in Ndurutu sogar (ca. 2 Wochen früher als sonst – aber lasst uns jetzt nicht über den verh@#$%&en Klimawandel reden).
Da also nur noch knappe vier Hand voll brauchbare Kaffeekirschen an Georges ca. 300 Kaffeebäumen zu finden waren, haben wir (Claudia >>facebook.com/Cuxhavenerkaffeeroester<< und ich) uns um das Aussäubern der Bäume gekümmert, sprich das Entfernen von Wassertrieben, welche die Kraft der Pflanze von den Früchten abzweigen und das Entfernen von Unkraut um die Stämme.
Zusammen mit unseren anderen Mitreisenden, die auf anderen Farms unterwegs waren, haben wir dann doch noch genug Kaffee zusammengesammelt bekommen, um wenigstens ein kleines Showpulpen in der ansonsten schon (seit exakt heute) postsaisonal geschlossenen Wetmill von Ndurutu vorgeführt zu bekommen.
Das war es für heute. Ich kann nicht mehr. Und wenn Ihr das bis hier tatsächlich geschafft habt, geht’s Euch bestimmt auch nicht besser…
Kwaheri und liebe Grüße an die Leine,
Felix
Jambo Ihr Lieben! Ich bin immer noch in Kenia. Klar sagt Ihr, sind ja erst drei Tage. Aber alleine mit den Eindrücken von heute könnte ich ‘ne Woche füllen. Trotzdem werd ich versuchen, mich mal ein wenig kürzer zu fassen. Hauptsächlich aus der puren egoistischen Hoffnung, ausnahmsweise mal Zeitig in die Heia zu kommen…
9. Januar 2019 – Nach einem kurzen Intermezzo in der Ndurutu Wetmill, wo unser gestern gepflückter Kaffee über Nacht im Fermentationstank lag und heute morgen dann schaugewaschen wurde sind wir zur Kirichu Primary School gefahren – einer der Grundschulen im Einzugsgebiet Ndurutus, die schon seit 1934 existiert. Kedovo e.V. unterstützt die Schulleitung und die Kaffeebauern deren Kinder hier zur Schule gehen bei der Renovierung (die Teilweise ECHT nötig ist) mit Materialien und Knowhow.
Auf dem Areal soll auch in Zukunft die gestern erwähnte Behindertenwekstatt entstehen. Mangels Motivation waren die Renovierungsarbeiten etwas eingeschlafen. Teilweise hatten die Bauern wohl das Gefühl, als freie Arbeitskräfte missbraucht worden zu sein. Also haben auch die Handvoll Weißen heute mit angepackt, um zu verdeutlichen; hier sollte es primär um das Wohl der Kinder gehen. Dabei habe ich empirisch bestätigt, was ich schon vor 16 Jahren in einer WG-Küche gemerkt habe: ich kann keine Wände verputzen. Also lieber Sand vom Laster schaufeln (weil Kipplaster, Pustekuchen) da kann man wenigstens nichts katastrophal falsch machen. Anschließend gab’s noch kleine Gastgeschenke für die Schulkinder.
Nach einem kurzen Abstecher zu Sonis Elternhaus inklusive Besichtigung derer Kaffeeplantage und schmackofatzösestem traditionellem Essen (mangoldähnlicher Kohl, Reis und Linsen mit Hack) ging es dann zu einer schicksalsgeplagten Kaffeebäuerin um ihr eine kleine Solaranlage zu installieren, damit sie mit ihren 10 Kindern nicht mehr im schwachen glimmen einer Kerosinleuchte (gelesen Petroleumlampe aus der Hölle) vegetieren muss. Wahnsinn, wie wenig es braucht um die Lebensqualität zweier Handvoll Menschen um mehrere hundert Prozent zu steigern…
Ich seh schon, viel kürzer ist es nicht geworden. Nichtsdestoweniger fehlt es mir heute an Dampf. Ich wollte es mir ja nicht zugestehen, aber tief in mir drin gab es auch vorgestern schon andere Kraftausdrücke als verd@#%&t schön…
Das wiederum ist es aber glücklicherweise immer noch…
Kwaheri und liebe Grüße an die Leine,
Felix
‘Nen schönen guten Jambo wünsch ich Euch!
10. Januar 2019 – Als erstes eine Korrektur. Ich habe die gute Soni gestern die ganze Zeit mit “u” geschrieben. Ich könnte das jetzt auf spätnächtliche Unkonzentriertheit schieben, peinlich genug um sich zu entschuldigen ist es dennoch…
Mea maxima culpa, Soni! Ich gelobe Besserung.
Heute hab ich versucht zwei bis drei Filmchen zu machen, um endlich mal die Videos von Markus der Frontpage zu verweisen, die seit seiner Kaffeesafari nach Uganda vor ziemlich genau einem Jahr dort prominent gefeatured werden.
Mir ist klar, dass die meisten von Euch, die das hier lesen, eher durch ihren Feed drauf aufmerksam werden; nichts desto weniger wird es da Zeit für was frisches…
Die Berufsehre aus vergangenen Zeiten hindert mich leider ein wenig dran meine Videografien ungefiltert abzuschicken. Vielleicht mach ich nochmal nen Zusammenschnitt wenn ich wieder da bin…
Kwaheri und liebe Grüße an die Leine,
Felix
Jambo, vielleicht zum letzten mal? Nein, mich haben weder Malaria noch Gelbfieber erwischt aber mit dem heutigen Tag ist der Kaffeeteil dieser Reise zu Ende gegangen.
12. Januar 2019 – Nach einem kurzen politischen Termin beim Ministerpräsidenten von Nyeri County (Der Arbeit von Kedovo hier vor Ort ist es auf jeden Fall zuträglich, wenn die lokalen Autoritäten mitbekommen, dass die weißen Röster aus Teutonien, die so gerne mit ihrem Kaffeekauf die hiesigen Gemeinden unterstützen wollen, kein Märchen sind) nach diesem Termin also sind wir zur Drymill von Sagana gefahren. Gestern Abend sagte der Chairman der Bauern aus Ndurutu, dass man Kaffee vor zwanzig Jahren in Kenia noch das schwarze Gold genannt hat.
In Sagana wird einem schmerzlich bewusst, wie vergangen diese Zeiten sind. Die einst staatliche Anlage würde vor zwölf Jahren geschlossen. Erst viel später wurde von KCCE, den Exporteuren, von denen ich in meinem ersten Post schrieb, wieder in Betrieb genommen. Hier konnten wir die letzten Schritte beobachten; die es braucht um Kaffeebohnen zu dem zu machen, was wir am E-Damm aus den Jutesäcken holen. Danach gab es Proben der aktuellen Ernte zu testen. Wie schon am Montag hing es dabei hauptsächlich darum, herauszufinden, wonach wir Germanen in kenianischem Kaffee suchen. Leckeren experimentell fermentierten mit Blaubeer- und Rumaromen hab ich gefunden. Genau Bettis Ding (meins auch!). Gibt es nur 5 Sack von – also wahrscheinlich zu teuer und/oder gar nicht erst zu kaufen.
Auf dem Weg zurück nach Nyeri haben wir uns dann in einer Touristenfalle beim Souvenier-Feilschen kräftig über den Tisch ziehen lassen. Aber Laura hat mich vor meiner Abreise eindrücklich darauf hingewiesen, dass ich die Tradition der Grabbeltüte fortzuführen habe und was macht man nicht für die besten Kollegen der Welt?
Zu guter letzt gab es noch ein gemeinsames Abendessen mit der lokalen und internationalen Kedovo Crew und anschließender Manöverkritik.
Da hatte dann jeder seine Meinung und ich meine auch. Und auch ne Meinung zu anderen Meinungen.
Ich möchte an dieser Stelle Markus danken, dass er mir diese unglaubliche Erfahrung möglich gemacht hat. Ich habe wahnsinnig viel gelernt, gesehen und gefühlt. Ehrlich gesagt weiss ich nicht genau, wie ich ausdrücken soll WIE dankbar ich bin.
Morgen (also technisch gesehen nachher) fahren wir auf Safari, wie echte Afrikatouristen. Ich bin mir, wie eingangs erwähnt, noch nicht sicher, ob daraus ein Post wird. Ist dann doch was ganz anderes.
Im Zweifel sehen wir uns am Montag wieder an der Leine – Kwaheri!
Und nochmal – Markus, vielen vielen Dank!
Felix