Kaffeereisen
Kaffeereise Guatemala / Honduras
18.02.2023
Endlich wieder Kaffeereise!
3 Jahre hat uns die Pandemie und ihre Folgen davon abgehalten, uns in die Anbaugebiete des Kaffees zu begeben, aber jetzt ist es endlich wieder soweit! Wir waren von der guatemaltekisch-deutschen Handelskammer zusammen mit einigen anderen deutschen Röstereien eingeladen worden und damit sich die Reise lohnt, werden wir anschließend noch einige Farmer von befreundeten Kaffeehändlern in Guatemala und Honduras besuchen.
Die Flughafen-Streiks hatten unsere Abreiseplanung über den Haufen geworfen und wir sind einen Tag später als angedacht im bunten Trubel von Guatemala Stadt angekommen. Von den 17 Millionen Menschen, die im Land leben, sind 120.000 mit dem Anbau von Kaffee beschäftigt und einige davon werden wir in den nächsten Tagen treffen. Guatemala hat eine besondere Beziehung zu Deutschland; im späten 19. Jahrhundert hatten sich viele Deutsche hier angesiedelt um den damaligen Handeln mit sogenannten Kolonialwaren anzukurbeln. Viele von ihnen waren der Schönheit des Landes verfallen und sind nie wieder zurück gekehrt. Dies ist der Grund weswegen viele Kaffeebauern noch deutsch klingende Namen haben.
19.02.2023 – Bodenkultur
Der erste Tag unserer Reise hat sofort mit einem Cupping feiner Kaffees bei Primavera Coffee begonnen. 3 Tische voller Köstlichkeiten vom gleichnamigen Kaffeehändler und Gunther Reizel warteten darauf von uns verkostet zu werden.
Zum Glück gab’s kurz danach auch etwas zum Frühstücken, die Koffeinaufnahme beim Cupping ist nicht zu unterschätzen und wer liebt es nicht, etwas Süßes zum Kaffeegeschmack zu genießen.
Anschließend ging’s im „Tourbus“ einige Kilometer Richtung Süden aus der Stadt heraus zur Finca Santa Isabell, die von den Brüdern Alex und Martin Keller betrieben wird. Ähnlich wie der zuvor erwähnte Gunther Reitzel, achten auch die Kellers sehr auf ihre Kaffeefelder und sind der Meinung, dass eine gesunde Kaffeepflanze nur auf gesundem Boden gedeihen kann. Kompost war eines der großen Themen des Tages. Das Aufbringen von Kunstdünger ist nicht nur sehr einseitig, sondern auch sehr teuer, vor allem weil er schnell aus dem Boden wieder ausgewaschen wird. Die Kellers stellen daher ihren eigenen Kompost her, der mehrmals pro Jahr den Pflanzen gegeben wird. Sie verwenden dafür viel vom Fruchtfleisch der Kaffeekirschen („Cascara“), das bei der Verarbeitung der Kirschen in großem Maß anfällt. Die Schattenbäume, die die Kaffeepflanzen vor zu starkem Sonneneinfall schützen, werden jedes Jahr teilweise durch neue ersetzt und aus dem Schnitt wird Kohle hergestellt, die ebenfalls für den Kompost verwendet. Eine weitere Zutat ist der hier im Vulkangebiet allgegenwärtige Bimsstein, der Nährstoffe aufsaugt und nur langsam wieder abgibt, so dass sie länger im Boden bleiben. Und last but not least helfen den Kellers ihre zahlreichen Schafe den Boden in gutem Zustand zu halten. Zum einen räumen sie das Unkraut zwischen den Kaffeepflanzen auf und zu anderen stellen sie mit ihrem Dung weitere Nährstoffe und Mikrolebewesen für den Boden bereit.
Natürlich gab’s auch den Kellers ein Cupping mit leckeren Kaffees. Sie hatten auch einen honey aufbereiteten Robusta, den sie erst seit 3 Jahren kultivieren. Robusta ist nicht nur weniger anfällig für Pflanzenkrankheiten, er kommt auch besser mit den sich durch den Klimawandel ändernden Wetterbedingungen zurecht. Der Tag ging bei einem gemeinsamen Abendessen zu Ende und einige von uns hatten noch genug Energie für einen Besuch in einer lokalen Brauerei; trotz der Müdigkeit war das Bier auf dem Dach mit Blick auf die umgebenden Berge ein echter Genuss.
20.02.2023 – Buntes Treiben – sehr zu empfehlen!
Es ist schnell erkennbar warum viele so Menschen sich in Guatemala ansiedeln, wenn sie für eine Weile im Land sind: neben den wunderschönen Landschaften, sind es or allem sind die sehr freundlichen und wenig fremdenscheuen Menschen, die auch uns hier begeistern. Zu über 90% besteht die Bevölkerung aus den Gruppen der Mestizen und der Maya Zu Herkunft und Bedeutung des Namen Guatemala gibt es mehrere Theorien, die verbreitetste besagt, dass er vom toltekischen Wort Wort Cuauhtēmallān ab, was so viel wie „Land der Bäume“ bedeutet. Die neuere Geschichte des Landes ist geprägt von einem Bürgerkrieg, der hier von 1960-1996 herrschte und der Guatemala noch heute zu einem der ärmsten Länder Mittelamerikas gemacht hat.
Im ganzen Land finden sich überall bunte Farben (Häuser, Kleidung, Busse uvm), was nicht nur daran liegt, dass wir zur Karnevalszeit hier sind. Der wird in Guatemala fast ausschließlich für und mit den Kindern gefeiert. Ein traditioneller Brauch dabei ist es, Eier auszupusten, bunt zu bemalen, sie mit Papierkonfetti zu füllen und wieder so zu verschließen, dass nichts herausfällt. Diese gab es heute bei kleinen Festivitäten in Huehuetenango zu kaufen und die Kinder haben sie in Beuteln mit sich herumgetragen um sie ihren Freunden auf den Kopf zu hauen. Das verläuft zum Glück sehr friedlich und alle scheine ihren Spaß daran zu haben.
20.02.2023 – Kaffeeanbau anders gedacht oder Bodenkultur für Kaffeenerds
Nach der Kaffeeregion Fraijanes, in der die Finca Santa Isabell liegt, sind wir am zweiten Tag in die Region Antigua und die gleichnamige Stadt gefahren. Auch hier sind die Anbaubedingungen von den umgebenden Vulkanen beeinflusst. Der mineralreiche, vulkanische Boden sorgt für den ausgewogenen Charakter der hier wachsenden Kaffeesorten.
In Antigua erwarteten uns Josué Morales und seine Frau Carolina auf ihrem Beneficio La Esperanza; die beiden haben sich seit über 20 Jahren dem Thema Kaffee verschrieben, damals begannen sie mit einem „Kaffeelabor“ mit dem sie den Kaffeebauern beim Umgang mit Pflanzen und Boden helfen wollten.
Mittlerweile sind es knapp 4000 Kleinbauern, denen Josué und Carolina ihren Kaffee abkaufen und ihnen helfen ihre Farm weiterzuentwickeln. Sie exportieren hauptsächlich in die USA, teilweise auch nach Europa. Einer ihrer Kaffees erreichte sogar über 88 Punkte bei Cup of Excellence.
Josué hat eine sehr enge Verbindung zu seinem Kaffee und probiert viel aus, um das Beste aus ihm herauszuholen. Dabei verwendet er teilweise unkonventionelle Methoden, ihm ist vor allem eine lebenede Bodenökologie wichtig, denn nur auf gesunden Böden können auch gesunde Pflanzen wachsen. Die wichtigste Zutat ist dabei Kompost, den Josué extra herstellt; größtenteils aus dem Fruchtfleisch der Kaffeekirschen, das bei der Ernte anfällt. Auffällist, dass auf La Esperanza keine tierischen Produkte im Kompost verwendt werden, da Josué der Meinung ist, dass dadurch pathogene Keime in den Boden kommen können, die negative Effekte auf die Bodenkultur haben können. Um dennoch genug Protein im Kompost zu haben, baut er extra Alfalfa an, das er ausschließlich zum Beimischen im Kompost verwendet.
Vieles dreht sich auf La Esperanza um die „seeds“, also die Samen der Kaffeebäume, aus denen später unsere geliebte Bohne wird. Um den richtigen Zeitpunkt der Ernte zu bestimmen, verwendet er entgegen der vorherrschenden Meinung nicht den Zuckergehalt des Fruchtfleischs als Indikator. Abhängig von den Bodennährstoffen kann es häufig vorkommen, dass die Kirsche eine reifen Eindruck macht, der Samen aber noch nicht voll entwickelt ist. Josué misst deshalb die Dichte der Kirschen, was eine Aussage über den Zustand des Samens zulässt. Entsprechend der gemessenen Dichte passt er auch die Fermentationszeit beim Waschen und Fermentieren der verarbeiteten Kaffeekirschen an. Dafür gibt es auf La Esperanza eine Halle mit 12 Becken, so dass die angelieferten Kirschen getrennt aufbereitet und behandelt werden können. In Antigua können die Temperaturen nachts einstellig werden, wodurch der Fermentationsprozess nur sehr langsam und ungleichmäßig ablaufen würde. Um dies zu verhindern, wird die warme Abluft der Trockenanlage in die Fermentationshalle geleitet, die Temperatur somit konstant gehalten und Energie gespart. Nachhaltigkeit wird insgesamt sehr groß geschrieben; auch der in der Kaffeeaufbereitung immer sehr hohe Wasserverbrauch wird auf La Esperanza stark reduziert, indem das Wasser durch spezielle Anlagen mit Mikroorganismen wieder aufbereitet und nutzbar gemacht wird.
Josué ist seit Beginn seiner Kaffeeunternehmung auch stark an der Genetik der einzelnen Kaffeevarietäten interessiert. Er arbeitet eng mit der World Coffee Research zusammen. Diese arbeitet seit Jahren beständig daran, neue Varietäten zu finden, um den Kaffeebauern eine gute Qualität des Kaffees, Diversität der Sorten, Resistenz gegen Krankheiten und Schädlinge und vor allem eine langfristige Anpassung an den Klimawandel anbieten zu können. Auf La Esperanza entsteht gerade ein Feld, auf dem eine der neuen Sorten probeweise angebaut werden wird.
Nach den vielen Eindrücken zu Anbau und Aufbereitung waren wir alle gespannt, was uns im Cupping erwarten würde und wir wurden nicht enttäuscht. Carolina ist die Chefin des Cupping Labs und hat uns sehr feine, saubere und ausgewogene Antigua Kaffees auf die Cupping Tische gestellt. Wir werden mit Carolina und Josué in Kontakt bleiben und vielleicht schaffen wir es einen ihrer schönen Kaffees mal im 24grad präsentieren zu dürfen.
21.02.2023 – Kooperativen Dachverband Fedecocagua
Üblicherweise sind Spezialitätenkaffee-Röster wie 24grad bei Kaffeereisen daran interessiert Kaffeepflanzen und Farmer zu besuchen, der ganze Ablauf dahinter ist aber auch sehr spannend. Daher haben wir uns Fedecocagua angeschaut, ein Kooperativen Dachverband, der viel zertifizierten Kaffee aus der Region Acatenango verarbeitet. Sie arbeiten mit Gepa und Faitrade zusammen, aber auch mit Starbucks und Nespresso. Um die großen Lagerhallen betreten zu dürfen, wurden wir zur allgemeinen Belustigung Warnweste, Helm und Headset ausgestattet. In den Hallen hat Fedecocagua Kapazität für 500.000 Säcke Kaffee, von denen danach einige auf den Cupping Tisch kamen. Dort zeigte sich die große geschmackliche und qualitative Breite, die sich ergibt, wenn 148 Kooperativen ihre Produkte vermarkten.
22.02.2023 – Kleinbauern im Hochland von Huehuetenango
In der Kaffeeregion Huehuetenango durften wir einige Kleinbauern treffen und uns ihre Situation anschauen. Sie arbeiten mit der Kooperative Vicafe zusammen; Vicafe existiert schon seit mehreren Jahrzehnten, aber 2017 haben die Söhne einiger Kaffeebauern beschlossen, die Kooperative zu reformieren und mehr auf Innovationen zu setzen. Die Mitglieder der Kooperative werden nun in Anbautechniken geschult und können die Ergebnisse ihrer Arbeit im Cupping Labor von Vicafe verkosten. Wir durften die Farmen von Matias Crispin (Rancho Esmeralda), Wilfredo Garcia (Las Strojas) und Joel Herrera (La Haciendita) besichtigen und Frage stellen. Die drei betonen wie sehr sie die Arbeit mit Kaffee lieben, auch wenn es sehr hart und mühsam ist. Sie hoffen, dass wir in Europa dies wertschätzen. Die Produktionskosten sind durch den Ukraine-Krieg stark gestiegen, so dass es für sie schwer geworden ist vom Kaffeeanbau zu leben.
Da man in Guatemala sehr viel Wert auf Gastfreundschaft legt, hat uns Joel Herrera und seine Familie zu Mittagessen auf der Farm eingeladen; zu dem Hühnchen mit Reis und Gemüse (dazu wie immer Bohnenpaste mit Tortilla) gab’s zwei Katzen, die wussten wie sie von den Gästen ein Häppchen bekommen können.
22.02.2023 – Kaffeeproduktion in Huehuetango
In Huehuetennago werden größtenteils gewaschene Kaffee,s produziert. D.h. das Fruchtfleisch wird direkt nac der Ernte mit einem Entpulper „abgequetscht“, die Bohnen in der Pergaminohülle je nach Wetterbedingungen und Bohnensorte 1-2 Tage fermentiert und anschließend gewaschen und getrocknet.
Die besichtigten Farmen lagen auf etwa 1000m, die Kaffeefelder weit höher, oft auf 1600m und höher. Teilweise entpulpen die Farmer direkt am feld und bringen nur Samen (später Bohnen) in der Pergamino Hülle ohne das Fruchtfleisch zum trocknen nach unten zur Farm. Wilfredo Garcia hatte sich zum trocknen eine At Gewächshaus gebaut, in den sich der Trocknungsprozess besser überwachen und steuern lässt. Dort verarbeitet er seine Kaffees, die denen er weiß, dass sie eine bessere Qualität haben
25.02.2023 – Politik und ihre Auswirkungen auf unsere Reise
Nach unzähligen Stunden über holprige Straßen im Bus sind wir nach Guatemala Stadt zurück gekehrt. Auch wenn die Scheiben der Busse für Fotos zu undurchsichtig waren, ist es immer toll das Land so zu erkunden und die herrlichen Landschaften an einem vorbeiziehen zu lassen.
Wenn man aus den armen Kaffeeregionen zurück in die Großstadt kommt wird das große gesellschaftliche Gefälle deutlich, es scheint in Guatemala wenig Mittelschicht zu geben. Während unserer Reise gab es einen großen Streik, der den Reiseplan ordentlich durcheinander brachte. Es wurden viele Straßen blockiert, wodurch der Transit durch das Land an vielen Stellen zum Erliegen kam. Als uns der Hintergrund berichtet wurde, gab es viel Verständnis für die Situation: Ende Juni 2023 gibt es Präsidentschaftswahlen und der aktuelle, rechts gerichtete Präsident hat dafür gesorgt die Kandidat:innen noch recht jungen Partei MLP nicht an der Wahl teilnehmen dürfen. Die MLP setzt sich für die Rechte der indigenen Gruppen ein und hatte 2019 bereits viele Stimmen auf sich vereinen können. Gegen das Verbot wurde berechtigterweise mit Streiks und Straßenblockaden protestiert. Unser (peinlicherweise) priorisierter Kleinbus durfte deswegen an einer Stelle als Geisterfahrer einen Kilometer auf dem „Standstreifen“ zurück fahren, da wir die Einfahrt zur Kaffee Kooperative verpasst hatten…
26.02.2023 – Kaffee, Street Art, Gentrifizierung in Guatemala Stadt
Guatemala ist weltweit bekannt für seine hochwertigen Kaffeesorten. In der Hauptstadt Guatemala-Stadt hat sich in den letzten Jahren eine neue Kaffeekultur entwickelt, die sich an der sogenannten “Third Wave Coffee”-Bewegung orientiert. Diese Bewegung setzt auf qualitativ hochwertigen Kaffee und ein besonderes Augenmerk auf die Herkunft und Nachhaltigkeit der Bohnen.
Diese besonderen Bohnen haben nicht nur das Bewusstsein für hochwertigen Kaffee gestärkt, sondern leisten auch einen Beitrag zur Nachhaltigkeit und zum fairen Handel. Viele der kleinen Kaffeebauern in Guatemala erhalten durch den direkten Handel mit den Röstereien und Cafés bessere Preise für ihre Bohnen und können dadurch ihre Existenz sichern.
Einige dieser Cafés haben sich in der Zone 4 von Guatemala Stadt angesiedelt. Die Stadtteil galt noch vor einigen Jahren als herunter gekommen und sozialer Brennpunkt. Dann entdeckten Graffiti Künstler die Mauern für sich und schnell wurde der Bezirk „hip“. Nun stehen hier teure Häuser mit teuren Geschäften und Hotels. Die Graffitis sind trotzdem toll.
27.02.2023 – Besuch im Warehouse von Caravela in Guatemala Stadt
Mittlerweile sind wir schon eine ganze Weile in Guatemala unterwegs und der erste Teil der Reise, der von der HK organisiert wurde, ist leider schon vorbei. Wir hatten eine tolle Reisegruppe, von der der Großteil bereits wieder in Deutschland ist. Xilo, Marianne und Karl-Heinz von Coffee Star und Uli und Markus von 24grad machen sich jetzt auf zum zweiten Teil und der startet mit einer Besichtigung des Warehouse des Kaffeehändlers Caravela. Die Einrichtungen von Caravela haben wir uns schon in verschiedenen Ländern angeschaut und wir beziehen regelmäßig tolle Kaffees von ihnen, wie z.B. unseren Quebradon. Im Warehouse gab’s wie immer ein spannendes Cupping und am Nachmittag rollten wir ins Kaffeegebiet Oriente im Osten Guatemalas.
28.02.2023 – Die Farm von Johnny Albizurez
Heute erwarteten uns wieder stundenlange Fahrten über schwierige Holperpisten, denn die Kaffee-Plantagen liegen zumeist in abgelegenen Höhenlagen. Zunächst aber zeigte uns Johnny Albizurez zusammen mit seinem 9 jährigen Sohn Dael sein Patio, also den Ort, wo er die entpulpten Kaffeekirschen zum Trocknen hinbringt. In Guatemala und Honduras ist es üblich, dass die Bauern ihre Kirschen in den Plantagen entpulpen und zum Trocknen ins Tal bringen. Johnny ist neben seiner Tätigkeit als Kaffeebauer noch als Grundschullehrer tätig und heute für unseren Besuch frei bekommen, sein Sohn hatte heute keine Schule.
Die Weg zur Johnnys Farm Las Puertas führt steil bergauf über eine unausgebaute „Straße“ und es ist nahezu unvorstellbar wie die Kaffeebauern ihre Ernte ins Tal bringen können. An nassen Tagen muss das eine einzige Rutschpartie sein. Auf der Farm selbst war es atemberaubend schön. Sie liegt auf 1.400m Höhe und bietet einen unglaublichen Ausblick. Überall stehen Kaffeepflanzen, Schmetterlingen wirbeln um unsere Köpfe, Pomelo, andere Zitrusfrüchte und Bananen wachsen zwischen den Kaffeepflanzen, ein wahres Paradies tut sich hier auf. Als Johnny uns seinen Entpulper vorgeführt hatte, durften wir uns wieder den Berg hinunter kämpfen. Beim Abendessen lernten wir auch Johnnys Frau Sandi und die Tochter Lizzi, ein sehr sympathische Familie! Johnny servierte uns noch seinen ersten experimentell aufbereiteten Kaffee, von dem er nur 2 Säcke hat. Der Kaffee war sehr sauber mit wunderbaren fruchtigen Noten, wir werden unbedingt versuchen Kaffee von Johnny nach Hannover zu bekommen. Hoffentlich entsteht daraus eine langfristige Verbindung, mit der wir Johnny und seine Familie unterstützen können.
01.03.2023 – Grenze zu Honduras und Kultur mit Ruinen
Heute geht unsere Reise in Honduras weiter, wir müssen uns an der Grenze von Eric, Pedro und Ephraim verabschieden, die uns die letzten Tage begleitet haben.
Der Grenzübertritt wird wesentlich erleichtert, wenn man eine Bestätigung eines honduranischen Hotels für den Aufenthalt hat, die wir uns glücklicherweise besorgen konnten. Somit mussten wir für die Behörden nur noch ein längeres Formular per Internet ausfüllen…
Das Hotel hatte uns ein Auto geschickt und ich durfte die 15 Minuten Fahrt mit dem Gepäck auf der Pritsche verbringen, ein unvergesslicher Moment! Da wir erst abends unseren Honduras-Kaffee-Kontaktperson treffen würden, wurde der Tag ausnahmsweise nicht vom Thema Kaffee und Kaffeeanbau geprägt und wir haben uns die nahe gelegenen Ruinen von Copan angeschaut.
02.03.2023 – Fahrt nach Comayagua
Carlos Sierra arbeitet bei Molinos de Honduras, einer Tochterfirma von Volcafe. Er hat uns in Copan freundlich in Empfang genommen und bringt uns nach Comayagua, wo Molinos de Honduras eines seiner Lager hat. Die Fahrt ging durch beeindruckend schöne Landschaften und Carlos ist ein sehr sympathischer und kaffee-kompetenter Gesprächspartner. Er wird uns in den nächsten Tagen zeigen, wie in Honduras Kaffee angebaut und verarbeitet wird. Besonders interessiert uns das „Volcafe Way“ Programm, das wir uns 2018 bereits in Uganda angeschaut hatten. Kaffeebauern, die an dem Programm teilnehmen, werden von Volcafe mit technischer Beratung, Bodenanalysen und entsprechend angepasstem Dünger, zinsfreien Mikrokrediten uvm. unterstützt. Die teilnehmenden Farmen werden nicht verpflichtet ihre Ernte an Vocafe zu verkaufen, es geht on dem Programm darum, Qualität und Erträge insgesamt zu steigern, um den Kaffeeanbau langfristig zu sichern.
Bei der Ankunft in Molinos Hauptquartier in Comayagua bekamen wir eine Führung durch das riesige Lager, in dem bei jeder Ernte ca 360.000 Säcke Kaffee durchlaufen. Und ein Cupping der feinen Honduras Kaffees gab es noch dazu; trotz der fortgeschrittenen Stunde waren einige Perlen dabei zu erkennen. Vor allem aus einer Region, die ich vorher noch gar nicht kannte.
03.03.2023 – Volcafe Way und Carlos Umberto Gutierrez
Carlos zeigte uns die Modell-Farm von Molinos de Honduras, auf der sie verschiedene Anbaumethoden und Varietäten ausprobieren. Hierhin werden auch andere Bauern eingeladen, um mit ihnen Weiterbildungen zu veranstalten.
Wir durften Carlos Humberto Gutierrez kennenlernen, ein Bauer mit 2 Hektar Land, der gerade dem Vocafe Way Programm beigetreten ist. Er hat sich mit einem geförderten Mikrokredit einen Solar Dryer angeschafft um besser Kontrolle bei der Trocknung zu haben und so eine bessere Qualität zu bekommen. Er ist sehr stolz auf seine Plantage, die auch wirklich sehr gut aussieht. Die Kaffeebäume sind in gutem Zustand und tragen trotz ihres vergleichsweise hohen Alters von teilweise 30-40 Jahren noch sehr viele Kirschen.
Seine Farm hat Carlos nach seinen drei Töchtern Tres Hernanas genannt (“Drei Schwestern”).