Kaffeereisen
Kaffeereise Myanmar / Vietnam
Mingalalarbar aus Myanmar – 02/2019 unterwegs mit dem 24grad auf der Kaffeereise Myanmar / Vietnam
13. Februar 2019 – Das 24grad ist wieder unterwegs in Sachen Kaffee. Diesmal schauen wir auf unser Kaffeereise in die wunderschönen Länder Myanmar / Vietnam. Für Kaffee ist Myanmar noch nicht allzu bekannt, aber das Bewusstsein für unser feines Getränk wächst auch hier, genauso wie die Bemühungen beim Anbau hochwertiger Bohnen. Ich bin sehr gespannt, was unseren Gaumen so alles präsentiert werden wird.
Wir haben auch spirituellen Beistand: Banthe, ein Mönch aus Deutschland, der schon seit einigen Jahren in einem Kloster in der Nähe von Mandalay lebt, begleitet uns. Er ist begeisterter Heimröster und großer Espresso-Liebhaber. Rund um die Sitagu Buddhist Academy, in der wir einige Nächte übernachten werden, gibt es wohl kaum mehr als eine Handvoll Menschen, die sich mit so viel Hingabe dem Zubereiten eines guten Espressos widmen wie er. Durch unseren Besuch ist er nun mit dem Espresso Sortiment von Kaffeereich, Kaffeerösterei Konstanz, Coffee Star Origins & Blends und 24grad ausgestattet.
Am ersten Tag wurde neugierig die Umgebung von Mandalay bestaunt und das hiesige Kaffeeangebot durchgetestet.
Mit einem etwas überdimensionierten Bus sind wir in das Kaffeeanbaugebiet östlich von Mandalay umgezogen. Rund um die Stadt Pyin Oo Lwin (auch Maymyo genannt) werden wir in den nächsten Tagen die Kaffeeplantagen durchstreifen. Nathalie von Nat Coffee erwartete uns und hatte gleich das Richtige für uns parat: der Coffeeshop von Ye Naing, einem jungen Mann, der mit seinem Onkel eine kleine Kaffeeplantage betreibt und die Bohnen in seinem Coffeeshop anbietet. Eine feine Sache mit French Press und Latte Art gleich zu Anfang! Sobald Kaffeeröster:Innen Kaffeebäume mit reifen Kirschen sehen, sind sie für längere nicht mehr zu finden und so hatten wir anschließend bei Ye Naings kleine Farm einen etwas längeren Stopp als geplant…
Danach waren wir bei der Mandalay Coffee Group eingeladen, wo Amy van Nocker uns über die Fortschritte beim Anbau von Spezialitätenkaffee berichtete und wir das Ergebnis beim Cupping bestaunen durften. Ein ausgewogenes Sortiment erwartete uns, überraschende Zitrussäuren mit süßen Noten in sauber aufbereiteten Kaffees lassen eine vielversprechende Zukunft für Kaffees aus Myanmar erwarten. Die ganze Aufbereitungsanlange machte einen sehr sauberen und gut organisierten Eindruck.
– Pyin Oo Lwin District –
15. Februar 2019 – Mingalarbar! Das Wort sagt und hört man hier jeden Tag sehr oft, denn die Menschen in Myanmar sind sehr offen und freundlich ohne dabei aufdringlich zu sein. Unsere Röstergruppe fühlt sich hier sehr wohl.
Seit meinem letzten Post gab es einige Highlights, allein die spartanische Ausrüstung mit Internet macht doch arg zu schaffen. Zur morgendlichen Routine gehört mittlerweile der Besuch im Mobilfunk Laden um die Sim-Karten, die zu Anfang 1GB für kleines Geld versprochen hatten, ein “top-up” (also Zusatzvolumen) zu verpassen. Nach etlichen Farmbesuchen und Gesprächen mit den Farmern wird langsam klar, dass die Hilfe von USAID zwar tatsächlich den Kaffeesektor Myanmars einen großen Schub versetzt hat, gleichzeitig aber dazu geführt hat, dass die Farmer und Exporteure gleich zu Beginn des Weges von Myanmar als Produzent von Spezialitätenkaffee sehr große Erwartungen hegen, die sich nicht immer sofort erfüllen lassen.
Erfüllt hat sich mein Traum mal Farmer spielen zu dürfen, denn Sai Wan Maing von von Green Land Coffee Plantation hat mir eines seiner Autos anvertraut und wir sind zwischen den Kaffeebäumen seiner Felder durchgeprescht. Ein super Gefühl! Auch in guter Erinnerung wird das deftige und reichhaltige Frühstück auf der Farm von Ngu Schwe Lee und seiner Familie bleiben: selbst bei anschließenden Cupping herrschte ein wunderbares Sprach-Durcheinander von mehreren Gesprächen gleichzeitig in myanmar, englisch und deutsch.
– Ywa Ngan –
18. Februar 2019 – Myanmar glänzt nicht nur an den Pagoden, das ganze Land (zumindest die Teile, die wir sehen durften) strahlt mit seiner Freundlichkeit und Offenheit eine wunderbare Atmosphäre aus. Man kann gespannt sein, wie sich der Spezialitätenkaffee-Bereich (und auch die gesellschaftspolitischen Aspekte) in den nächsten Jahren entwickeln wird!
– Đà Lạt –
20. Februar 2019 – Von Myanmar ist unsere “Group of german roasters” inzwischen nach Vietnam weiter gezogen. In Sachen Kaffeeanbau und Zubereitung (Coffeeshops etc.) steckt Myanmar noch in den Kinderschuhen, Vietnam ist da bereits einige Schritte weiter. Agrarwissenschaftler der DDR hatten das Land ganz zu Anfang der 1980er Jahre für die eigene Kaffeeversorgung entdeckt und viel know-how zum Anbau eingebracht, so dass Vietnam heute der zweitgrößte Kaffeeproduzent (in Volumen) der Erde ist. Vieles davon ist Robusta, aber es gibt auch einige Gegenden, in denen Arabica angebaut wird.
Nach einem Ankunfts- und Kaffeerecherchetag in Hanoi schauen wir uns heute die Gegend um Da Lat in Süden Vietnams an. In der Stadt gibt es bereits viele Touristen, die zumeist jungen, westlich-sportlichen Menschen sind aber weniger wegen des Kaffees hier, sondern wegen der zahlreich angebotenen Outdoor-Tourismus-Aktivitäten.
Zurück zum Kaffee: in Vietnam gibt es sehr besondere Zubereitungsarten; auffällig ist der traditionelle Metallfilter, aber auch die klassischen 3rd Wave Aufguss-Arten findet man in der Kaffeeszene Vietnams. Dazu gibt es Kaffee mit Ei, bei dem ein Eigelb in Sahne gemixt und die dann auf einen Espresso geschichtet wird. Um mit dem häufig verwendeten Robusta und dessen intensivem Geschmack besser umgehen zu können, wird viel mit (gesüßter) Kondensmilch gearbeitet. Wir haben uns diesbezüglich durch die vielfältige Coffeeshop Kultur Hanois getrunken und durften in Da Lat; die Rösterei La Viet besichtigen. Ein durchaus leckerer (wenn auch häufig sehr zuckriger) Trip!
– Buôn Ma Thuôt City –
23. Februar 2019 – In Đà Lạt gibt es ein tolles Projekt: The Married Beans vereinen die ganze Kaffee-Kette vom Farmer bis zum Espresso in der Tasse. Sie haben eine ständig wachsende Bauernkooperative gegründet und unterstützen die Bauern bei Anbau und Aufbereitung. Ausserdem rösten sie die Bohnen für den Verkauf und Ausschank im super eingerichteten Coffeeshop. The Married Beans exportieren zudem den Rohkaffee in die ganze Welt.
Auf der Weiterfahrt Richtung Westen nach Buôn Ma Thuột war es endlich soweit; während beim Arabica in Vietnam die Ernte 2018/19 größtenteils abgeschlossen ist; ist der Robusta schon mit dem neuen Zyklus beschäftigt und steht in voller Blüte! Kaffeepflanzen blühen für ca. 2 Wochen, wer schon mal in einem blühenden Feld stand, wird das nicht vergessen. Die Luft ist voll vom Jasminduft, überall sind weiße Blüten, Bienen und Schmetterlinge sind überall unterwegs; als ob sie genauso glücksgefühlgeflutet wären wie wir es waren. Die vielen Insekten sind ein wichtiger Indikator für gute landwirtschaftliche Praxis.
Am liebsten hätten wir an jedem einzelnen Feld Halt gemacht, doch unser Fahrer war leider unerbittlich…
– Buôn Ma Thuôt –
24. Februar 2019 – Nun sind wir da, wo der Pfeffer wächst! Die Bauern in der Đắk Lắk Province bauen neben Kaffee verschiedene weitere Produkte an wie z.B. Avocado, Durian und eben viel Pfeffer, um so unabhängiger von Preisschwankungen auf dem Weltmarkt zu werden. Jonathan Clark von Dakman Vietnam stellte uns zwei Tage lang verschiedenen Bauern vor. So durften wir viele Aspekte des Robustaanbaus bestaunen.
Der Hauptrobustaproduzent Vietnam gestaltet sich entgegen meiner Erwartung ganz anders als Brasilien. Sehr viele kleinbäuerliche Betriebe mit einer Fläche bis zu 1,5 Hektar prägen die Struktur. Auch technologisch ist hier noch sehr viel Potential. Betrachtet man die durch den Klimawandel abnehmenden Anbauflächen für Arabica und die dadurch zunehmende Bedeutung des Robustaanbaus, wird sich hier wahrscheinlich viel verändern.
Zum Abschluss gab es noch ein feines Cupping bei Dakman Vietnam, der bislang nur in kleinen Mengen produzierte. Sein Honey Robusta ist sehr positiv im Gedächtnis geblieben.